Eröffnungskonzert

Bach – Berg – Mendelssohn. Dieses Komponistentrio prägt mit seiner Musik den ebenso originellen wie außergewöhnlichen Festivalauftakt in der Thomaskirche.

Im Zentrum des Programms steht das Violinkonzert von Alban Berg, komponiert 1935 als klingende Hommage an Manon Gropius, die Tochter Alma Mahler-Werfels aus deren Ehe mit dem Architekten und Bauhaus-Gründer Walter Gropius. Das Mädchen war im April 1935 im Alter von nur 18 Jahren an einer Polio-Infektion verstorben. Alban Berg entwarf ein zweisätziges Werk, dessen erster Teil ein musikalisches Porträt des jungen Mädchens zeigt, während im zweiten Teil ihr tragischer Tod dargestellt wird. Mit diesem Konzept schloss sich Alban Berg trotz moderner Tonsprache und Zwölftontechnik dem traditionellen Prinzip an, außermusikalische Inhalte mit reiner Instrumentalmusik auszudrücken. Im Finale des Konzerts erweist sich Berg dann als Bach-Verehrer: Er zitiert den Schlusschoral »Es ist genug« aus der Kantate »O Ewigkeit, du Donnerwort«, BWV 60, die Bach im Herbst 1723 für den 24. Sonntag nach Trinitatis komponiert hatte. Das Evangelium dieses Tages berichtet von der Auferweckung eines verstorbenen Kindes durch Jesus (Mt 9, 18–36). Nach einigen kunstvollen Variationen von Bachs spannungsvollem Choralsatz klingt Bergs Konzert in höchsten Höhen der Violine sowie im Pianissimo aus und verdeutlicht damit die friedlichen, jenseitigen Sphären, in die der »Engel« Manon übergegangen ist.

Die Sehnsucht nach Gott manifestiert sich auch in Felix Mendelssohn Bartholdys Psalmvertonung »Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser«, die am Neujahrstag 1838 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt wurde. Auch in den schwärmerischen Chören und Arien dieses Werks finden sich etliche Anleihen an den Stil Johann Sebastian Bachs.

Mit der französischen Geigerin Chouchane Siranossian, der diesjährigen Artist in residence des Bachfestes, steht dem Gewandhausorchester eine herausragende Solistin zur Seite. Die Künstlerin hat in zahlreichen Konzerten und Aufnahmen unter Beweis gestellt, dass sie sowohl in der Barockmusik als auch in Klassik, Romantik und Moderne bestens bewandert ist und für hochemotionale Hörerlebnisse sorgt. Der zusätzliche Reiz dieser Aufführung liegt im Kontrast zu den korrespondierenden Vokalwerken von Bach und Mendelssohn, die der Thomanerchor unter Leitung von Thomaskantor Andreas Reize mit dem Gewandhausorchester darbieten wird.

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